Wird die Weltpolitik vom Kampf der Kulturen geprägt?

Dies ist eine Frage, die seit 1996 alle Politiker, aber auch viele politisch Interessierte beschäftigt. In jenem Jahr verfasste nämlich der amerikanische Politikwissenschaftler Samuel Phillips Huntington sein Buch „Kampf der Kulturen“, in welchem er sich gegen eine universelle Weltkultur aussprach, die nach dem Ende des Kalten Krieges und dem darauf folgenden Zusammenbruch der UDSSR im Jahr 1988 von vielen Seiten gefordert worden war. Stattdessen vertrat der Wissenschaftler, der neben seiner Tätigkeit als Professor in Harvard auch das US-amerikanische Außenministerium beriet, die These, dass sich die bisherigen ideologischen Konflikte verlagern und in eine Konfrontation der Zivilisationen verwandeln würden.

Zivilisation in der Weltpolitik

Innerhalb jener Zivilisationen seien nur acht oder neun zu unterscheiden. Darunter befänden sich unter Anderem die des Islam, der Sini und Hindu, welche die Geo-, also Welt-Politik, multipolar gestalten und auf diesem Wege die westliche Kultur heraus fordern würden. Im Zusammenhang damit sprach sich der 2008 verstorbene Huntington für eine Weltpolitik aus, die von der Macht der Vereinigten Staaten dominiert sein sollte. Ein im Zeichen der Menschenrechte stehendes politisches Denken hingegen lehnte er ab. Seiner Meinung nach sollte die westliche Identität nach außen wie auch nach innen gestärkt werden – und dies vor Allem in den USA, wo er das Aufeinandertreffen der lateinamerikanischen Zuwanderer und anglo-protestantischen Erstsiedler als besonders eklatant ansah. Für ihn war das ein Kampf der Zivilisationen und Kulturen im eigenen Land – und ein Kampf, der den gebürtigen US-Amerikanern ihren verdienten Wohlstand streitig mache, so dass sie als Rentner zum Beispiel gezwungen seien, zwecks Aufbesserung ihrer Rente von einer Umkehrhypothek auf ihr Haus, einer so genannten Immobilienrente, leben zu müssen.

Die Prognosen Huntingtons basieren hauptsächlich auf den in der ganzen Welt stattfindenden gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des Islam und Nichtmuslimen – in seinen Augen eine Folge der Globalisierung. Und nicht zuletzt deshalb sind die Ansichten diese US-amerikanischen Politikwissenschaftlers bis zum heutigen Tage sehr umstritten, und werden wegen ihres betonten Konservatismus nicht unbedingt anerkannt.