Sparen oder investieren – was hilft Europa wirklich?

Hitzig geht es zurzeit bei den Debatten im Bundestag zu, denn das Thema Finanzkrise beschäftigt Politik und Wirtschaft nun schon seit einigen Jahren und es drängt mehr denn je. Eine Lösung für das Problem muss her, doch man kann sich nicht einig werden, ob Sparmaßnahmen oder Investitionen zum Erfolg führen. Sogar Experten vertreten hier sehr unterschiedliche Meinungen und da unsers Finanzsystem sehr komplex ist, lässt sich nur schwer voraussagen, welche Folgen eine bestimmte Entscheidung haben wird.

Das System ist sensibel

Würde man größere, kostenintensive Projekte auf Eis legen, würde Europa irgendwann in der Entwicklung zurückbleiben, und damit wäre es nicht mehr wettbewerbsfähig. Macht man einen Schuldenschnitt werden systemrelevante Banken davon stark betroffen und das wiederum würde zur nächsten Krise führen, weil sie mit noch mehr Geld gerettet werden müssten. Erhöht man Steuern, belastet man damit Verbraucher und Unternehmen zusätzlich und die Wirtschaft schrumpft, weil weniger produziert und verkauft wird und damit die Arbeitslosenzahlen steigen. Die Frage ob Sparen oder Investitionen die Rettung bringen, lässt sich also nur extrem schwer beantworten.

Die Fakten

Fakt ist, dass die Schulden der Länder unbedingt abgebaut werden müssen, denn allein die Zinsen dafür bringen die Länder irgendwann an den Rand des Ruins. Damit müssen die Ausgaben reduziert werden und das geht eben nur, wenn gespart wird. Die andere Seite der Medaille zeigt aber, dass Mehreinnahmen notwendig sind, damit die Schulden tatsächlich zeitnah abgebaut werden können und das wiederum wäre nur durch Steuererhöhungen möglich. Einsparungen einerseits und Steuererhöhungen andererseits aber würden die Wirtschaft behindern und damit wäre wieder nichts gewonnen.

Es gibt keine einfache Lösung

Weder Sparen noch investieren wird einen Weg aus der Finanzkrise bringen, solange die äußeren Bedingungen nicht verändert werden. Zusätzliches Geld kann das Problem nur eine Weile aufschieben, doch gelöst werden kann es durch weitere Kredite nicht. Der komplette Finanzmarkt muss umgebaut werden, doch die Branche wehrt sich natürlich, weil ihnen damit Freiheiten genommen würden, die sie bisher selbstverständlich nutzen konnten. Der Drahtseilakt um Schuldenabbau und Investitionen wird noch weitergehen, denn an die große Lösung Schuldenschnitt traut sich niemand heran, weil es auch hier Verlierer geben würde. Wie bei der Energiewende kann nicht eine einzige Lösung helfen, sondern nur ein Konstrukt aus verschiedenen Maßnahmen. Hier kann bereits jeder beginnen im Kleinen etwas zu verändern, denn es gibt Sparmaßnahmen, die den Standard nicht gefährden, wie die kostenlosen Girokonten zeigen. Für die Regierung reichen solche Tropfen auf den heißen Stein natürlich nicht aus, doch auch im Großen müssen kleine, schrittweise durchsetzbare Veränderungen den Weg aus der Finanzkrise ebnen, weil eine große, einfache Lösung nicht durchsetzbar ist. In allen Bereichen müssen Einschnitte vorgenommen werden, wichtig dabei ist nur, dass es alle gleichermaßen betrifft und gleichzeitig Platz bleibt, um die Zukunft aller Bürger aktiv zu gestalten.